CVG-Forum: Kästner-Revue für Q12

2015 10 23 d kaestner revue teaser

Nach dem Motto „Wir sind so frei“ führten die Künstler Thomas Schimmel, Tanja Schaller und Wolfgang Krebs am 20.10.2015 am Caspar-Vischer-Gymnasium musikalisch untermalte Kästner-Gedichte auf.

Als Publikum geladen waren die Schülerinnen und Schüler der Q12 und als Gäste die Q12-Schüler des benachbarten Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums.

„Ich setze mich gerne zwischen Stühle. Ich säge an dem Ast, auf dem wir sitzen.“ So stellt sich Erich Kästner in seinem „Kurzgefassten Lebenslauf“ vor und auch die an diesem Vormittag präsentierten Texte zeigen Kästner, der einem großen Publikum vor allem als Kinderbuchautor bekannt ist, in diesem Licht: scharfsinnig, unangepasst, pointenreich und – obwohl viele seiner Gedichte einen klaren Zeitbezug haben – trotzdem herrlich zeitlos und immer aktuell. Sein Gedicht über die Gier mancher Banker könnte im Wortlaut auch nach der Bankenkrise verfasst worden sein oder sein düster-warnendes Bild eines Landes „in dem die Kanonen blühn“ passt genauso gut in unsere Gegenwart. Neben politischen Themen widmen sich viele Gedichte gesellschaftlichen oder allgemein menschlichen Themen, allen voran der Liebe. Diese wird mal humorvoll, mal ernst, mal lakonisch, mal dramatisch, immer aber mit einem Schuss Melancholie aufbereitet. Kann man sich über das Pärchen, welches vor lauter Schüchternheit am Bettrand sitzen bleibt, amüsieren, so bleibt einem bei der Aussage „am schlimmsten ist die Einsamkeit zu weit“ schon das Lachen im Halse stecken. Kästners Gabe, sich über Dinge und Leute lustig zu machen und trotzdem nie verletzend zu sein, tritt in vielen Gedichten deutlich hervor. So zum Beispiel in „Hamlets Geist“, in dem erst ein volltrunkener Provinzschauspieler Shakespeares „Hamlet“ den Toggenburger Bildungsbürgertum nahebringen konnte, wie der Schlussvers – „endlich hätten sie das Stück verstanden“ – verdeutlicht. Dass diese Lieder so ergreifend, so wunderbar ironisch, so melancholisch dem Publikum präsentiert wurden, verdanken wir den tollen künstlerischen Arrangements. Thomas Schimmel hat die Gedichte, welche zu Kästners Lebzeiten nie vertont wurden, mit wundervoller Musik untermalt und die variantenreichen Rezitationen aller drei Künstler – stets text- und stilsicher vorgetragen – waren ein wahrer Ohrenschmaus. So wird Lyrik auch für die heutige Jugend lebendig und erschließt sie diesem jungen Publikum, dessen Theaterferne gerne beklagt wird. Die Schülerinnen und Schüler dankten es den Künstlern, indem sie konzentriert zuhörten und durch ihren Applaus ihre Anerkennung zum Ausdruck brachten.

„Ich bin wie ein Baum, der – in Deutschland gewachsen – wenn’s sein muss, in Deutschland verdorrt.“ So Kästner anlässlich seiner Entscheidung, trotz Nazi-Terror nicht ins Exil zu gehen. Verdorrt sind seine Gedichte noch lange nicht – im Gegenteil aktueller denn je und wunderbar zeitlos können sie auch heute noch junge und junggebliebene Menschen begeistern.

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